Curaçao wird kleinste Nation aller Zeiten mit WM-Qualifikation 2026

Sport Curaçao wird kleinste Nation aller Zeiten mit WM-Qualifikation 2026

Am 19. November 2025, um 15:30 Uhr MESZ, stand der Moment, den Curaçao seit Jahrzehnten träumte: Ein 0:0 gegen Jamaica in der CONCACAF-Qualifikation reichte aus, um das kleine Karibikland erstmals in der Geschichte zur FIFA-Weltmeisterschaft 2026Kanada, Mexiko und die USA zu bringen. Mit nur 165.000 Einwohnern und einer Fläche von 444 Quadratkilometern ist Curaçao nun die kleinste Nation aller Zeiten, die es auf die größte Fußballbühne der Welt geschafft hat. Kein Island, kein Luxemburg, kein San Marino – diese Namen gehören jetzt der Vergangenheit an. Der Triumph kam nicht durch einen Treffer, sondern durch eine unerschütterliche Defensive, die den Druck der favorisierten Jamaikaner aushielt – und durch eine Emotion, die die Insel erschütterte.

Ein Traum, der aus dem Nichts erwachte

Die Qualifikation war kein Zufall. Sie war das Ergebnis einer systematischen, fast schon revolutionären Strategie. Die Curaçao Football Federation (FFK) hat seit 2010, nach der Auflösung der Niederländischen Antillen, ein einzigartiges Programm aufgelegt: die Rekrutierung von Spielern mit Curaçaoaner Wurzeln aus den Niederlanden. Diese Spieler, oft in den Jugendakademien von Ajax, PSV oder Feyenoord ausgebildet, tragen jetzt das Trikot der Insel. Der Schlüsselmann? Leandro Bacuna, geboren in Amsterdam, jetzt 30, mit 50 Länderspielen und einem Tor im entscheidenden 1:0-Sieg gegen Honduras 2019. Er ist das Gesicht einer neuen Generation, die nicht nur technisch überlegen, sondern auch emotional verbunden ist.

Der alte Meister am Rand der Geschichte

Doch ohne Dick Advocaat wäre alles anders verlaufen. Der 77-Jährige, ehemaliger Trainer von Schalke, dem niederländischen Nationalteam und sogar der türkischen Nationalmannschaft, übernahm 2022 das Amt – als viele ihn für zu alt hielten. Doch Advocaat hat etwas, das junge Trainer oft vermissen: Ruhe. Geduld. Eine klare Vision. Er sagte einmal: "Wir spielen nicht gegen die Größe der Nation, sondern gegen die Größe des Herzens." Und er hat es bewiesen. Mit einer taktischen Disziplin, die selbst in der CONCACAF-Elite für Aufsehen sorgte, führte er Curaçao durch drei Qualifikationsrunden – ohne jemals zu verlieren. Jetzt steht er vor einem Rekord: Er wird der älteste Trainer sein, der je bei einer WM am Spielfeldrand steht. Der Mann, der 1988 den Europameistertitel mit den Niederlanden gewann, könnte jetzt den größten Triumph seiner Karriere feiern – auf einer Insel, die kaum auf der Landkarte steht.

Die Arena, die die Träume trägt

Die Heimat der Mannschaft ist der Ergilio Hato Stadion in Willemstad. Ein einfacher, aber leidenschaftlicher Ort. 15.000 Plätze, die bei jedem Heimspiel bis zum letzten Platz besetzt sind. Die Zuschauer singen nicht nur, sie beten. Die Wände des Stadions tragen die Namen aller Spieler, die seit 1954 für Curaçao gespielt haben – ein lebendiges Museum. Hier, auf diesem Platz, wurde 2017 der Caribbean Cup gewonnen: ein 2:1 gegen Jamaica im Finale, ein Moment, der die Insel in einen Dauerzustand der Freude versetzte. Und hier, am 19. November 2025, wurde Geschichte geschrieben – ohne Tore, aber mit einer Leidenschaft, die alle Zuschauer zum Weinen brachte.

Ein Weg, der schon einmal fast gescheitert wäre

Die Reise war kein gerader Pfad. 2017, nach dem Caribbean-Cup-Titel, ging es zur CONCACAF Gold Cup – und Curaçao verlor alle drei Gruppenspiele: 2:0 gegen Mexiko, 2:0 gegen El Salvador, 2:0 gegen Jamaica. Die Enttäuschung war groß. Doch die FFK blieb standhaft. 2019 kam die Wende: Ein 1:0 gegen Honduras mit einem Tor von Bacuna, dann ein dramatischer Stoppzeittreffer von Juriën Gaari gegen Jamaica – der den Einzug ins Viertelfinale sicherte. Der 1:0-Niederlage gegen die USA folgte kein Ende, sondern ein neuer Anfang. In der WM-Qualifikation 2026 wurde aus der Niederlage ein Motivationsmotor. Die Spieler sagten: "Wir haben schon alles verloren. Jetzt haben wir nichts mehr zu verlieren."

Was kommt jetzt?

Die 2026er WM ist die erste mit 48 Teams – und Curaçao ist dabei. Die Gruppenauslosung steht noch aus, doch die Erwartungen sind klar: Sie werden nicht als Favorit antreten. Aber sie werden als Team antreten, das weiß, wie man gegen alle Chancen gewinnt. Ihre erste Begegnung könnte gegen Mexiko, Kanada oder eine der großen Nationen der USA werden. Doch wer sie unterschätzt, wird sich täuschen. Die Spieler haben es gesagt: "Wir sind klein, aber wir sind groß von Herzen."

Warum das alles so wichtig ist

Curaçao ist kein traditioneller Fußballstaat. Es ist ein ehemaliges niederländisches Überseegebiet, das 2010 seine Autonomie erhielt. Die meisten Spieler haben niederländische Pässe, spielen in Europa – doch sie wählen Curaçao. Warum? Weil sie eine Identität finden, die über Geld und Karriere hinausgeht. Es ist ein Beispiel dafür, wie Sport Grenzen überwindet – kulturell, geografisch, sozial. Für die Kinder auf der Insel, die heute im Sand spielen, ist jetzt klar: Du musst nicht groß sein, um groß zu werden.

Häufig gestellte Fragen

Wie hat Curaçao es geschafft, trotz der geringen Bevölkerung zu qualifizieren?

Die Curaçao Football Federation setzte auf ein gezieltes Naturalisierungsprogramm, das Spieler mit curaçaoanischen Wurzeln aus den Niederlanden rekrutierte – insbesondere aus den Akademien von Ajax und Feyenoord. Spieler wie Leandro Bacuna und Juriën Gaari, die in Europa professionell spielen, brachten nicht nur Qualität, sondern auch mentale Stärke. Diese Strategie ermöglichte es, ein Team zu formen, das technisch mit den großen Nationen mithalten konnte, ohne auf eine große Talentbasis angewiesen zu sein.

Warum ist Dick Advocaat so entscheidend für diesen Erfolg?

Advocaat brachte jahrzehntelange Erfahrung in der internationalen Fußballwelt mit – von der Bundesliga bis zur türkischen Nationalmannschaft. Seine taktische Disziplin, seine Fähigkeit, junge Spieler zu beruhigen und seine psychologische Stärke machten den Unterschied. Während andere Trainer auf Angriff setzten, baute er eine defensivstarke, konzentrierte Mannschaft auf – und ließ Curaçao in entscheidenden Momenten unbesiegbar erscheinen. Sein Alter ist kein Nachteil, sondern ein Vorteil: Er weiß, wie man unter Druck bleibt.

Welche Rolle spielt das Ergilio Hato Stadion für die Mannschaft?

Das Stadion in Willemstad ist mehr als eine Spielstätte – es ist ein Symbol der Identität. Mit 15.000 Plätzen ist es das größte Gebäude der Insel, und bei Heimspielen ist es voll. Die Zuschauer tragen die Namen aller ehemaligen Spieler an den Wänden – eine lebendige Erinnerung. Hier wurde 2017 der Caribbean Cup gewonnen, hier wurde 2025 die WM-Qualifikation gefeiert. Es ist der Ort, an dem die Seele der Mannschaft lebt.

Wie unterscheidet sich Curaçao von anderen kleinen Nationen wie Island oder San Marino?

Curaçao profitiert von einer einzigartigen Verbindung zu den Niederlanden – nicht nur kulturell, sondern auch sportlich. Während Island und San Marino auf lokale Talente angewiesen sind, hat Curaçao Zugang zu einer riesigen Talentbank in Europa. Zudem hat die FFK eine langfristige Strategie verfolgt, die auf Stabilität und Mentalität setzt, nicht auf kurzfristige Erfolge. Das macht den Erfolg nachhaltiger als bei anderen kleinen Nationen.

Was bedeutet diese Qualifikation für die Zukunft des Fußballs in der Karibik?

Curaçao hat gezeigt, dass auch kleine Nationen mit kluger Strategie und emotionaler Verbundenheit die Weltmeisterschaft erreichen können. Andere karibische Länder wie Trinidad und Tobago oder Haiti sehen nun eine neue Perspektive. Die Konkurrenz wird härter, aber auch die Hoffnung größer. Curaçao ist kein Einzelfall – es ist ein Vorbild. Und vielleicht ist es der Beginn einer neuen Ära, in der die Karibik nicht mehr nur als Touristenziel, sondern als Fußballregion wahrgenommen wird.